Mittwoch, 26. März 2014

Leben in Quito

Basilica del Voto Nacional
Ich sitze wieder auf der Dachterrasse. Bevor ich nach Cotopaxi gefahren bin, hatte mich der Besitzer der Hostels, ein Australier, bereits angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, ein bisschen als "voluntario" auszuhelfen. Zunächst war ich mir nicht sicher, weil ich gerne mehr Einheimische kennenlernen wollte und dafür Couchsurfing besser geeignet ist. Doch am Ende habe ich mich entschieden den Job zu akzeptieren, denn er bietet mir viele Vorteile: Ich habe ein kostenloses Privatzimmer, kostenloses Frühstück und Abendessen, freie Getränke, und Internet. Dafür muss ich mich ab dem späten Nachmittag für ein paar Stunden um das Verteilen von Essen kümmern und bis 11 Uhr abends an der Rezeption aushelfen, also Fragen beantworten und Gästen ihre Zimmer zeigen. Außerdem bin ich verantwortlich für das all-abendliche Lagerfeuer auf der Dachterrasse, das wir auch bei Regen am Laufen halten. Es gibt bei weitem unangenehmere Jobs als mit Weltreisenden um ein Feuer zu sitzen und gelegentlich neue Drinks zu verteilen oder ein Taxi zu bestellen.

Blick in den Krater des Pululahua
Tzantza im Glaskasten
Diese Situation bedeutet für mich auch, dass ich fast den ganzen Tag über frei habe und mich nicht um allzuviel kümmern muss. Am Montag genoss ich den Blick von der Basilica del Voto Nacional, deren Türme bis ganz nach oben zu besteigen sind. Und gestern war ich mit einer Gruppe auf einem Ausflug zur Äquatorlinie, der so genannten "Mitte der Welt" (Mitad del Mundo). Nach einem Zwischenstop am alten Krater des Pululahua ging es zum Museum Inti Ñan (quechua für "Weg der Sonne"), dem geografischen Ort des Äquators, wo Charles-Marie de La Condamine im 18. Jahrhundert auf einer Expedition die Erde vermaß und unter anderem Grundlagenarbeit für das metrische Maßsystem leistete. Der Besuch des Museums beginnt leider mit einigen oberflächlichen Informationen zu den indigenen Bewohnern Ecuadors und wählt ausgerechnet die spektakulären Schrumpfköpfe der Shuar-Indianer als Beispiel. Wegen meines mittlerweile erweiterten Wissens habe ich mich über das verzerrte Portrait eher geärgert. Die Experimente mit den Korioliskräften an der Äquatorlinie haben mir dagegen wirklich Spaß gemacht. Ein Ei auf dem Kopf eines Nagels zu balancieren ist hier einfacher, und Wasser, das aus einem Becken unten abfließt, dreht sich auf der Nord- und Südhalbkugel in gegensätzlicher Richtung in den Strudel. Es gibt weder Tornados noch Taifune rund um die Erdmitte, also muss man sich bezüglich Naturkatastrophen an Erdbeben und Vulkanausbrüche halten ;-)

Spaziergang am Äquator
Doch nicht nur zum Tourismus habe ich gerade genug Zeit, auch meine Arbeit hat heute einen Schritt nach vorne gemacht. Nach einem glücklichen Zufallstreffen auf einer Münchner WG-Party hatte ein neuer Bekannter vor drei Wochen einen Kontakt für mich hergestellt. Nach ein paar E-Mails und einem Telefonat hatte ich eine Verabredung mit dem Chef eines für meine Arbeit sehr interessanten Tourismusunternehmens. Also nahm ich heute Früh ein Taxi in die Nordstadt und nach kurzer Wartezeit im Büro durfte ich fragen, was ich wollte. Mein Spanisch war teilweise ungewohnt holprig wegen der vielen Gedanken im Kopf, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Spannende Informationen und neuer Schub für meine Ideen!




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